Dienstag, 24. April 2018

Mein erster "echter" DNF 

Eigentlich würde ich gerne schreiben das ich mir ein double Flat und die Kette zerrissen habe aber ich bin ehrlich und muss gestehen, dass trotz meines Trainingspensum und dem was ich schon alles gefahren bin es nicht bis ins Ziel beim Kellerwald Bikemarathon geschafft habe. 

Aber von Anfang. 
Ich bin vor dem Wecker wach geworden und war wirklich fröhlich drauf und motiviert. 
Vor Ort angekommen musste wir uns wirklich zusammen reißen und die vielen Gespräche kurz halten sonst hätten wir wahrscheinlich noch den Start verpasst. So viele Menschen die uns durch Facebook kennen und begrüßen wollen ist wirklich der Hammer. Ich muss mir endlich die Namen zu den Gesichtern merken *lach* 

Nachdem wir den Versorgungstisch, die Flage, die Fahrräder und uns selbst fertig  gemacht hatten, hatten wir auch noch 10 Minuten Zeit zum warm fahren. Um uns dann direkt in die Startaufstellung zu stellen. 

9 Uhr war Start. Die Einführungsrunde war neutralisiert aber ich verlor Marko und Stefan für die Hälfte, arbeitete mich aber wieder vor und war direkt hinter ihnen als die Strecke frei gegeben wurde. 


Die Jungs waren so schnell weg das ein hinterher hechten sinnfrei war. Irgendwann wird der Tag kommen wo ich mit den Jungs mit halten kann (dazu müssten sie wahrscheinlich eine ganze Saison ausfallen und ich doppelt so hart trainieren, aber die Hoffnung stirbt spätestens immer am Berg) 

Es lief so wie es lief ich strampelte dem Volk hinterher. Manuel kreiste immer wieder um mich rum und blieb schließlich angenehm an meinem Hinterrad. Es ging vom Schotter in den ersten Berg. Marko hatte mir eine Aufgabe gestellt. Halte dich eine deine Werte. Da ich mir aber mit der Strecke mal wieder etwas unsicher war wusste ich nicht ist das jetzt schon der erste Berg oder nicht und wenn ja dann trete ich viel zu viel Watt. Viel zu viele Gedanken schon am Anfang. Es trat sich trotzdem sehr angenehm. Die erste Hälfte war auch gefühlt schnell rum und die Trails obwohl sie doch überraschend matschig waren machten viel Laune. 

Vor der Verpflegungsstelle im Trail musste ich wohl mit dem Vorderrad etwas unschöner aufgekommen sein und die kleine Fütze Milch und der gut sitzende Reifen schafften es irgendwie 0,5 Bar zu halten aber zu fahren war es eher zäh und in den Kurven etwas schwammig. Manuel war sofort zu Stelle und pumpte das ich weiter fahren konnte. Das Procedere mussten wir leider auf 15km bis ins Ziel 3 mal wiederholen so das wir uns entschieden einen Schlauch in Start / Zielbereich rein zu machen. Auf dem Weg dort hin überholte noch eine Frau und mein Gedanke war auch booaah noch ne Runde, wer hatte eigentlich diese Idee. 

Aber da Manuel mir geholfen hatte wollte ich nicht direkt aufgeben. Weiter gings in die Nächste Runde. Ich verspürte recht schnell das der Druck aufs Pedall schon nicht mehr so war wie ich es eigentlich hätte haben wollen. Die Gedanken fingen an zu Kreisen und das Malto klebte mir auch so langsam den Magen zu das mir mit jedem Höhenmeter irgendwie unwohler wurde. Die Kunst beim aufstoßen nicht zu kotzen war ab dem Wiesenanstieg wirklich nur noch ein Schmaler Grat. Ich hatte vorher schon zu Manuel gesagt wenn er fit ist soll er fahren. Er hatte dann so ca. gute demotivierend 500m Abstand die ich nicht schaffte wieder zu zufahren. 

Nachdem Trail war Manuel ausser Sicht, ich alleine, die Beine wollten gar nicht mehr, der Magen schnürte sich weiter zu, der Mund wollte einfach nur was Wasser und kein Malto, kein Gel und meine Gedanken kreisten um den Schlossberg, den ich auch noch mal rauf müsste. 
Wenn 150 Watt zu 150Puls steht dann stimmt was nicht.
Meine Gedanke waren:
"fahr bis zu Verpflegung und guck dann weiter. "

8 km haben sich gezogen wie zerkauter Kaugummi ohne Geschmack. Ich weiß nicht recht ob ich einfach nicht mehr wollte, nicht mehr konnte oder beides. Der Trail zur Verpflegung war nur noch eine tiefe matschige Abfahrt wo sich mittig ein kleiner Wasserablauf gebildet hat. Die Matsche war so schön kühl. Den Gedanken mich kurz rein zulegen verschob ich aber ganz schnell. 

An der Verpflegung angekommen bat ich drei mal um Wasser. Ich schob mein Rad langsam zu den Bananen. Da fragten Sie schon ob es mir gut ginge. Ich verneinte dies weil mein Bauch fühlte sich so an als ob er gleich platzen wollte. Und der Kreislauf war auch irgendwo auf der Strecke geblieben. Sie holten mir dann doch lieber mal den Sanitäter und die waren wirklich alle sehr lieb und hilfsbereit. Stellten mein Rad zur Seite, haben mir Schokolade, Cola und sogar ein Kaffee angeboten. 
Der Sanitäter hat Blutdruck und Puls gemessen, alles im normalen Bereich aber er empfahl mir natürlich nicht weiter zu fahren. Ich war bereit mich abholen zu lassen. 



Da saß ich nun, matschig, verschwitzt und kein Zielbereich. Einfach aufgehört. Mein Garmin lief immer noch, es piepste mir zu auf der Hoffnung das wir weiter fahren. 
Die Sanitäterin füllte in der Zeit ein Protokoll aus und fragte ob ich verletzt sei. Meine Antwort war:
"bis auf mein Ego nichts" 



Es fuhren immer wieder ein paar Fahrer vorbei auch zwei Frauen und da merkte ich das ich trotzdem wohl im guten Mittelfeld der Frauen platziert war. Die Enttäuschung wuchs weiter in mir. Der Besenwagen kam und brachte mich zum Zielbereich. Marko rief in der Zeit auch an. 
Marko fuhr zwei Runden in einer sehr guten Zeit von 4h15, Stefan war drei Minuten früher im Ziel. Wirklich stark. 


Wir luden mein Rad aus und ich schob es über den Platz und merkte das ich erstmal für mich sein musste. Ich bin wirklich eine Heulsuse. Ich setzte mich ans Auto und plärrte erstmal wie ein kleines Kind dem sein Lieblingsspielzeug kaputt gegangen ist. Ich hatte nicht mal Lust auf Kuchen. 

Irgendwann hatte ich mich gesammelt und mit allen Leuten die ich gesprochen habe, haben im Endeffekt das gleich gesagt. Kann jedem passieren und einfach einen Hacken dran machen. 
Ich denke es war die Konstellation aus vielen Zusammenhängen. Ich setzte es auf die Liste Erfahrung sammeln

Nach dem wir alles eingeräumt hätten überredete mich Marko noch zu einem Eis und so endete der Tag dann doch noch mit etwas Süßen.