Montag, 18. Juni 2018

für 24h Solo

Von der eigentlichen Planung her stand das 24h Rennen am Alfsee schon für 2017 fest. Leider hatte Claudi sich im Datum vertan und bat den Veranstalter ob wir stattdessen 2018 starten können.
Alles kein Problem und wir bekamen einen Gutschein.
Die Zeit nahm ihren Lauf und so beschloss das IBC DIMB Racing Team dass der Alfsee sich hervorragend als Teamevent anbieten würde.
Da ja kurzfristig Beskidy auch noch dazu kam stand für mich fest das Rennen nur mit Claudi oder Solo zu bestreiten. Claudi hat mir aus beruflichen Gründen letztendlich den Gutschein überlassen und so meldete ich mich für meinen ersten Soloride an.


Marko und ich probieren dieses Jahr mehrere Campingmöglichkeiten aus und diesmal stand ein Wohnmobile für uns auf der Liste.
Wir beluden das gute Stück am Freitag und reisten zur Mittagszeit an.
Igmar hatte uns schon ein schönes Plätzchen organisiert aber ich musste erstmal schlucken als es hieß dass die Strecke nicht an unserm Platz vorbei ginge, bzw. das die ganze Strecke nicht am Fahrerlager vorbei ging.
Die entgültige Planung konnten wir aber erst Samstag 13 Uhr nach der Fahrerbesprechung machen, vorher erhielten wir kaum Informationen.

Danke Claudi das du da warst, Ich hätte mich gerne viel mehr und Länger mit dir Unterhalten 

Schnell stellten wir einen Tisch mit Regenschirm auf wo Igmar dann für alle Solofahrer die Flaschen und Lebensmittel ablegte.
Meine Wünsche was ich so bräuchte machte ich über Sprachmitteilungen an Igmar. Das funktionierte hier wirklich super.




Ingesamt war ich aufgeregt aber nicht so schlimm wie vor den Etappen in Beskidy.
Meine Taktik nach dem Start war jede zweite Runde kurz anhalten, Flasche wechseln und etwas essen.
Kekse und Waffeln funktionieren anscheinend nur bei RTF´s. Beim ersten Stop merkte ich schnell das bei Waffeln eine große Erstickungsgefahr besteht. Zu viele Nüsse auf einmal waren auch grenzwertig und irgendwann kam mir die Idee das Igmar mir doch Wassermelone und Orangen hinstellen könnte. So futterte ich dann immer Melone, Orange und stopfte dazwischen ein paar salzige Tuc Tuc rein, zwischendurch ein paar Gels und ich war recht zufrieden.

Wenn ich im nachhinein so lese das es wohl eine sehr gute Verpflegung gab ärger ich mich schon die nicht mal ausprobiert zu haben.
Aber mein Ziel war ja fahren bis ich umfalle oder irgendwie so....
Der kleine Gedanke und mein persönliches Ziel war 24 Runden zu schaffen.
Ich hatte durch die Betreuung vom Igmar, der Mitten in der Nacht an meinem Verpflegungstisch saß und mich immer wieder motivierte. Stephan Erdmann und Patrick kümmerten sich immer wieder fantastisch um meine Beine, so hatte ich wirklich das Gefühl dass ich es schaffen könnte.
Meine Beine kurbelten immer wieder die kleinen kurzen Anstiege hoch (bis auf die zwei steilsten Rampen, die schob ich von Anfang an, das war ein Geheimtipp vom Frank Eggert *knutschi*).



Die Nacht war zäh aber alles super. Ich lies mich auch nicht von den Infos auf welcher Platzierung ich war groß manipulieren aber was wirklich ein großes Problem war, war das ich Freitag mein Sattel noch etwas höher gestellt habe und mir meinen Intimbereich so wund gefahren habe das ich stellenweise aufjaulen musste wenn es die hubbeligen Wiesenstücke entlang ging.
Gegen 5 Uhr tat mir alles weh und ich fiel in ein emotionales Tief. Ich glaube fest dran das Marko nach drei Jahren wirklich ein Gespür für mich hat. Jedenfalls stand er genau in dieser Situation an meinem Verpflegungstisch und konnte mich erstmal eine Runde trösten und betuddeln.
Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, stellte meinen Sattel etwas tiefer, stopfte mir noch mal eine Wassermelone in den Mund, gab mir einen klaps auf den Popo und weiter ging meine Achterbahnfahrt.



Heulen musste ich nicht mehr und das sitzen war zu meiner Verwunderung auch etwas angenehmer (tja ich habe es dir gleich gesagt #Frauen ey ;) lernen durch Schmerz ), die kleinen Anstiege kam ich auch immer noch gut hoch, nur fing es an zu tröpfeln. Auch hier reagierte Marko ohne das ich irgendwas sagen musste. Er hatten direkt Regenjacke und Hose an meinen Tisch gelegt.

Meine Idee war das ich noch eine Runde fahre, da ich ja eh klitsch nass bin und dann noch mal eine Pause mache. Marko stand wieder an meinem Tisch und gab mir die klare Anweisung nur über die Zeitmessung zu fahren und direkt zu pausieren. Kurz durchgeatmet gab ich direkt klein bei und hatte zu derzeit 20 Runden und somit 248 km auf der Uhr stehen. Marko informierte mich das ich meinen zweiten Patz sehr sicher habe da Platz 3 sechs Runden Abstand hat. Wir müssten sie nur beobachten, falls sie noch eine Runde fährt.



So kroch ich wie John Wayne zur dusche, duschte mich aber nur ohne Haare weil es ja immer noch sein könnte das ich fahren müsste. Putzig war das mich eine Frau am Gang wieder erkannte und schmunzelnd fragte: sind sie nicht die Frau von heute Nacht? (Situation in der Nacht: ich kroch zum Klo und sie fragte mich ob alles gut sei, meine Antwort-ja ich fahre nur Rad) Ich teilte den Damen mit das ich 20 Runden alleine gefahren wäre und nach dem ein "booaah" und "krass" und "wow" in meine Ohren kroch, richtete ich mich etwas auf und konnte etwas leichter zum Teamzelt schleichen.

Da saß ich nun, noch 7h Zeit bis das Rennen sein Ende nimmt. Es regnete aus strömen und der Gedanke noch mal fahren zu müssen lies ein "tiefsitzenden" Schmerz durch meine Scharm ziehen. Ich sehe immer nur euch Männer die bis zur letzten Sekunde fighten müssen und ich kann mich jetzt theoretisch ausruhen und es genießen? Ich finde es unfair und unverschämt aber ich wahr praktisch sehr froh das die Situation so war. Entspannen und genießen konnte ich es nicht. Ich bin im Stuhl immer wieder eingenickt bis Stefan Große mich mit ernster Stimme ins Bett geschickt hat.

Gegen 12 Uhr stand ich wieder am Teamzelt und versuchte das drumherum zu genießen, es fiel mir aber trotzdem irgendwie schwer aber fahren war absolut keine Option mehr. Platz 1 stieg nach den Regen für ein paar Runden aufs Rad, Platz 3 hatte wohl komplett aufgegeben und Platz vier ist rechtzeitig wach geworden um sich noch den dritten Platz zu ergattern.

Stolz bin ich schon auf mich, ärgerlich mit dem wundsein weil ich gerne noch probiert hätte was die Beine zu 24 Runden gesagt hätten, 300km wären es dann gewesen aber so war es eine krasse Erfahrung und irgendwie hat es mir gefallen.



Ich bin Igmar sehr dankbar für seine Unterstützung und Hilfe und vorallem das er einfach mitten in der Nacht da war, an der Strecke saß und mir ein paar tolle Worte sagte.
Ich liebe mein Mann Marko er war genau in der richtigen Situation für mich da.
Die Unterstützung von Bewegungsfelder war erste Sahne und hat der Muskulatur und der kurzen Erholung wirklich Wunder getan.
Das Team drumherum war eine Klasse mentale Unterstützung und das ich Stefan Große öfter auf der Strecke getroffen habe war ein tolles Gefühl.
Danke an alle die mich auf der Strecke angefeuert und motiviert haben. Der coolste war Frank Eggert in meiner ersten Runde, gefühlt stand er überall an der Strecke und hat mich angefeuert. Video von Frank klick hier


DANKE AN EUCH ALLEN, OHNE EUCH HÄTTE ES NICHT SO GUT GEKLAPPT


Fotos sind von:
Inga Flieter
Claudia Goldstrasz
Igmar Hoetschel
Frank Eggert

2 Kommentare:

  1. Nicht auf die Zweifel der anderen hören, einfach machen! Geniale Leistung Marie, weiter so und den Spaß dabei nie verlieren.

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    1. Jetzt erst gesehen. Da wird sich Marie sehr drüber freuen

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